Infografiken – idealer Eyecatcher in den Medien, in der PR und auch in der Schule


Infografik – der schnelle Weg zur umfassenden Information? Informationszeitalter, Reizüberflutung, Zeitdruck – immer mehr Informationen müssen in immer kürzerer Zeit verarbeitet werden. Infografiken schaffen Aufmerksamkeit, sind effizient, leicht verständlich und sie sparen Platz. Bilder werden schneller erfasst als Texte. Man erinnert sich länger an sie. Sie können besser Emotionen wecken und Botschaften einfacher transportieren. Sie konzentrieren sich aufs Wesentliche und vermitteln große Informationsmengen auf kleinstem Raum. Nicht umsonst heißt es, ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Im renommierten Wettbewerb um den „gregor international calendar award“ wurde der Kalender „Unsere Welt in Zahlen“ vor kurzem mit Silber ausgezeichnet. Auch für 2013 gibt es wieder eine neue Ausgabe mit vielen neuen, witzigen, unglaublichen und hochinteressanten Fakten und Grafiken. Wie sie Informationen auswählen, was sie sich wünschen und was  ihnen besonders gefällt, erzählen uns die Herausgeberinnen des erfolgreichen Kalenders, die Infografikerin Sonja Heller und die Journalistin Dorothee Pilavas:

Wie schaffen Sie beide es, aus der riesigen Informationsflut, die Sie sichten müssen, in überschaubarer Zeit die pfiffigen und spannenden Fakten für Ihren Kalender auszuwählen? Nach welchen Kriterien gehen Sie vor, um den richtigen Mix aus Witz und Wissen zu schaffen? Und haben Sie schon bei der Auswahl ein Bild zur Visualisierung im Kopf?
Pilavas: Eine Information schafft es in unseren Kalender, wenn sie überrascht, einen kurz innehalten, staunen oder schmunzeln lässt. Die täglichen kleinen Informationshappen klären auf und unterhalten zugleich. Um eine gute Mischung zu erreichen, haben wir zehn Themenbereiche definiert, die alles abdecken, was uns im täglichen Leben begegnet: von Wirtschaft und Technik über Sport und Kultur bis hin zu Liebe und Lifestyle.
Heller: Ich muss von vorneherein Entscheidungen treffen und die von Dorothee Pilavas recherchierten Themen im Kopf „durchillustrieren“, ob sie „passen“. Und mir eine gute Idee dann merken. Das trainiert die grauen Zellen 🙂


Frau Pilavas, Sie wünschten sich letztes Jahr im Interview, dass der Stellenwert der Infografik weiter wächst und nannten sie „eine unglaubliche Bereicherung der Medienlandschaft“. Ihr Buchkalender „Unsere Welt in Zahlen“ wurde soeben beim international renommierten „gregor – international calendar award“ mit Silber ausgezeichnet. Gratulation dazu. Glauben Sie, das hilft, Infografiken in den deutschen Medien voranzubringen?
Pilavas: Es freut uns, wenn wir mit dem Kalender einen gewissen Standard gesetzt haben, der die Juroren des „gregor award“ überzeugt hat. Im Buch-Segment sind viele neue Titel auf den deutschen Markt gekommen, die Informationen grafisch und spielerisch präsentieren. Im Zeitungs-Segment würde ich mir dagegen mehr Infografiken wünschen. Eine ganze Doppelseite, wie im britischen Guardian, ist hierzulande noch die Ausnahme.

Unser Gehirn nimmt heute pro Tag doppelt so viele Informationen auf, wie es im Durchschnitt in dieser Zeitspanne verarbeiten kann. Sollte man öfter mal eine/n Informationspause/-stopp einplanen, in der Mensch und Gehirn sich erholen können?
Heller: Ideal ist es, nicht aufzunehmen, sondern abzugeben. Meine ideale Infopause heißt Lachen – Spaß und gute Laune bewirken den Abbau von Stress und lenken ab. Unser Kalender ist dafür übrigens prädestiniert. Sehr viele Themen sind zum Schmunzeln oder eignen sich z.B. für eine lockere Frage- und Raterunde unter Kollegen.

Gedächtniskünstler nutzen ihr Gehirn optimal  aus, indem sie Bilder von der rechten mit den rationalen Fakten der linken Gehirnhälfte verknüpfen, nach dem Motto „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Informationen lassen sich so phantasievoll verbinden und besser merken. Könnte man durch mehr Infografiken in der Schule, speziell in Schulbüchern, einen höheren Lerneffekt bei Schülern erzielen?
Pilavas: Auf jeden Fall. Gerade die junge Generation von Medienkonsumenten, die es gewohnt ist, Informationen parallel über mehrere Kanäle aufzunehmen, fühlt sich von Infografiken angesprochen. Die Universität Dortmund untersuchte, welche der verschiedenen Gestaltungselemente auf einer Zeitungsseite die Aufmerksamkeit von Jugendlichen erregen. Das Ergebnis: Ein buntes Layout, starke Bildmotive, unterhaltsam geschriebene Texte und Infografiken schaffen aktive Leseanreize. 90 Prozent der Jugendlichen, die sich die Infografik anschauten, lasen danach auch ganz oder teilweise den Text.

Der (Ab)Sender einer Information will diese dem Empfänger mitteilen und damit etwas erreichen. Das funktioniert nicht immer mit dem gewünschten Ergebnis. Frau Heller, welchen Informationsinhalt in Ihrem Leben würden Sie als Sender heute anders verpacken, damit er beim Empfänger schneller oder besser ankommt?
Heller: Möchte man vermeiden, dass der talentierte französischer Straßenmusiker einen nervösen Schluckauf bekommt, sollte man als Zeichen der Wertschätzung keinen Kreis mit Daumen und Zeigefinger formen. Sondern besser den Daumen nach oben recken. Das passierte mir mal in Hamburg. Ein Zeichen – zwei Bedeutungen.

Und last but not least: Welche Information in Ihrem neuen Kalender finden Sie besonders erstaunlich, witzig, gelungen oder spannend?
Erstaunlich, dass eine Tafel Halbbitterschokolade mehr Koffein enthält als eine Tasse Kaffee oder dass knapp ein Drittel nicht weiß, welche Partei der Partner wählt. Lustig, dass Frauen 76 Tage ihres Lebens in Handtaschen wühlen oder dass Zuschauer der Sendung mit der Maus im Durchschnitt 48 Jahre alt sind. Grafisch besonders schön umgesetzt ist  die Statistik der Kirchgänger. Spannend: Die Entwicklung Chinas auf dem Weltmarkt.